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Die Geschichte des 
Albrecht Hurtmanns 

Albrecht Hurtmanns, geboren 1912 in Süchtel (Kreis Viersen)
Verheiratet mit Helene Hurtmanns, 3 Kinder (2 Mädchen und 1 Junge)
5 Enkelkinder (1 Mädchen und 4 Jungs)
Verstorben 1984 mit 72 Jahren

Die Story der Wurfmaschine

Die Geschichte von Albrecht Hurtmanns Wurfmaschine beginnt im mittelalterlichen Spanien. Dort baute ein französischer Zirkusartist namens „du Trampoline“ ein Sprunggerät, dessen unzählige Nachahmungen heute noch seinen Namen tragen. Als Luftakrobat hatte er das Fangnetz der Trapez- und Hochseilkünstler zu einem Schleuderbrett für federnde Absprünge weiterentwickelt. Es dauerte viele Jahre, bis um 1928 in den USA der ehemalige Sportlehrer George Nissen für seine Akrobatenkollegen ein Absprunggerät für Saltosprünge baute. Es diente zunächst ausschließlich der Unterhaltung. Als Mitglied der Artistengruppe „Leonardos“, die durch ihre Vorführungen in den USA und in Mexiko auf dem Trampolin bekannt wurden, verbesserte er 1939 sein Gerät und ließ es als Nissen-Trampolin patentieren. Später verbesserte er noch die Übungsmethoden und erstellte das erste Lehrbuch, die ersten Richtlinien und die ersten Regeln. Nissen wurde damit zum Wegbereiter des modernen Trampolinturnens. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts kam das Trampolin dann endlich auch nach Europa.

 

An dieser Stelle betritt nun der 1912 geborene Süchtelner Weber Albrecht Hurtmanns die Bühne. Er hatte beim Besuch einer Zirkusvorstellung die kunstvollen Sprünge, Drehungen und Überschläge der amerikanischen Artisten bewundert und war sofort von dieser scheinbar schwerelosen Art zu fliegen fasziniert. Der Gedanke, eine eigene „Wurfmaschine“ zu bauen ließ ihn fortan nicht mehr los und nach etlichen Überlegungen und vielen Gesprächen mit seinen Turnerkollegen faßte er 1948 den Entschluß den Traum wahr werden zu lassen. Da die finanziellen Mittel fehlten, verabredete man sich schließlich, um sich heimlich mit Beil und Säge bewaffnet, im Schutze der Dunkelheit in die Süchtelner Höhen zu begeben und das Holz für den Rahmen zu schlagen. Auf Fahrrädern brachte man es in die Werkstatt der Firma Peter Geusen und machte sich dort sogleich in mühevoller Arbeit ans Werk. Nachdem der Rahmen fertiggestellt und das dazugehörige Sprungnetz aus Schnüren gestrickt war, brauchte man nur noch Autoschläuche in dünne Streifen zu schneiden, um alles auf Zug und Spannung zu bringen. Doch dies war einfacher gesagt, als getan. Das vorhandene Werkzeug war derart ungeeignet, daß man nach wenigen schmerzhaften Schnitten bereits blutige Finger bekam und schon der nächste ran mußte. Aber auch diese Hürde überwand man mit fast besessenem Eifer und endlich war es soweit. Die erste Wurfmaschine war fertig. Wie stolz man auf das Geschaffene und wie groß die Vorfreude auf den ersten Sprung war, kann man sich wohl vorstellen. Umso größer war die Enttäuschung, als der Holzrahmen, der enormen und stark unterschätzten Spannung des Netzes bei den ersten Sprungversuchen nicht widerstand und sich durchbog, bis die Konstruktion nach einigen wenigen Sprüngen schließlich ganz zusammenbrach. Doch Hurtmanns ließ sich durch diesen Rückschlag nicht entmutigen und bald schon hatte er eine alternative Planung parat: Ein stabiler Rahmen aus Metallrohren musste her. Nach erheblichen Schwierigkeiten, die entsprechenden Rohre aufzutreiben, machte man sich erneut ans Werk. Das nötige Werkzeug und die Anleitung zum Feilen, Schweißen und Gewindeschneiden wurde den Pionieren vom selbständigen Installateur Geusen, in dessen Werkstatt bereits das erste Trampolin entstand, zuteil. Und dann war es erneut soweit. Schon bei den ersten zaghaften Versuchen erwies sich der Metallrahmen als stabil genug und die ersten Sprünge lösten wahrlich unbeschreibliche Glücksgefühle aus.

 

In der Anfangszeit diente das Gerät den Turnern mehr dem Vergnügen, als dem Sport. Da es zu dieser Zeit allerdings noch kaum Regeln und Richtlinien für die Benutzung der Wurfmaschine gab, ging es beim Springen meist mutig und waghalsig zu. Während manche mehr ängstlich auf dem Netz hüpften, versuchten sich andere schon in kleinen Kunststückchen. 1951 gründete dann die Turnerschaft Germania Süchteln die erste Trampolinabteilung Europas. Eine Zeitlang trainierte man in der alten Turnhalle im heutigen Weberhaus und später in den von Hurtmanns angemieteten Räumen in der Fabrik Rossie am Heidweg. Bei gutem Wetter übte man auch schon ’mal unter den Obstbäumen in Hurtmanns Garten im Hagenbroich. Hurtmanns, von der Idee des Trampolinturnens in Süchteln besessen, ermöglichte durch enorme Initiative und auch finanzielle Opfer die Durchführung der neuen Sportart. Auch später war er als Verantwortlicher regelmäßig in der Turnhalle und gab Anweisungen zu Ausführung und Haltung bei den einzelnen Sprüngen. Albrecht Hurtmanns, der Vater des Süchtelner Trampolinturnens und Erbauer des ersten Trampolins in Deutschland, starb 1984 im Alter von 72 Jahren.

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